Die Geschichte von Discofieber und den elitär-arroganten Implikationen. Eine Glosse.
Zuletzt stand erstmals A1 auf dem Abendprogramm. Nicht
diese. Auch nicht
dieses. Sondern
dieser: Ein Discotanztempel in der Nähe des
alten Frachtenbahnhofs von
Linz. Ein
Cocktail aus wissenschaftlicher
Neugier und
Hormonkarussell – beide gespeist von den bildreichen
Schilderungen von A1-erfahrenen Freunden und Innen – war Grund genug, den Fuß auf fortgehtechnisches
Neuland zu setzen. Und ganz ehrlich und mit den Worten eines
Mannes mit Backenbart gesagt: Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!
Weil nämlich, die Diskothek hat beide
Erwartungen erfüllt: Der
Ästhet in mir ergötzte sich an den optischen
Reizen der weiblichen Besucherschaft, der
Sozialwissenschafter in mir untersuchte das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Kleinstädter in Paarungstempeln: Mädchen mit schmalen
Spaghettiträgern und umso tieferen Ausschnitten, mit der realen Aufschrift „Sexy“ auf der Brust und der imaginären Tätowierung „
willig“ auf der Stirn; Burschen mit hantelgeprüfter Figur und
haargelversiefter Frisur; Pärchen, die sich auch von den hunderten Anwesenden nicht vom beinahe subkutanen Ansexeln abhalten lassen; und letztlich (meine persönlichen Lieblingsstudienobjekte) die Übriggebliebenen, die ihre horizontalen Beckenambitionen vertikal, also durch
Tanzen, ausleben mussten. Um einen
Mann mit spitzen Ohren zu zitieren: Faszinierend!
Jetzt kommen aber noch die Nussstreusel auf diesem
Coup Dänemark von einem Abend: Nämlich die elitär-arrogante Gewissheit, dass ich über diesem offensiv zur Schau getragene Mittelmaß – ergo Hypermediokrität – der
Tanzfiebernden stehe. Quasi Egomassage des Überqualifizierten. Dass für jeden Besucher gleich auch seine Karikatur anwesend ist: Neben der
dezent Geschminkten steht die
Aufgebrezelte, neben dem
Durchtrainierten der
Steroidkandidat, neben der
sexy Bekleideten eine, die man nur mit etwas Fantasie als
noch nicht ganz nackt bezeichnen kann. Tres amusant, oder, um es mit den Worten eines
Mannes mit großer Nase zu sagen: Schau’n Sie sich das an! Und zwar selber.