Tschüs Vati, tschüs Mutti!

Die Geschichte vom Ende des bekocht Werdens und wie man mit seinen Eltern Schluss macht. Eine Glosse.

Das mit den Lebensabschnitten, das ist so eine Sache. Weil, mit jedem Ende einer und Beginn der nächsten Phase sind unzählige Veränderungen verbunden – Wechsel des Wohnortes, der Einkommenssituation, des Partners, aber vor allem des intellektuellen und emotionalen Innenlebens.

Ich stehe gerade am Ende einer Lebensphase. Vor kurzem die Diplomarbeit eingereicht und mit demnächst abzulegender und hoffentlich positiver Diplomprüfung bin ich alsbaldiger Akademiker. Diese Zäsur in meinem Leben bedeutet das Ende des angeblich so lustigen Studentenlebens und den Start in die harte Berufsrealität.

In der kurzen Ruhepause zwischen Diplomarbeit und –prüfung gebe ich mir den Luxus eines mehrtägigen Aufenthalts am elterlichen Hofe, einerseits aus purer Nostalgie, andererseits aus schlechtem Gewissen ob meiner langen Abwesenheit (Telefonanrufe Marke „Wann kommst denn wieder?“ haben letzteres verstärkt.).

Es kommt, was kommen muss: die herbe Ernüchterung. Die direkte Konfrontation mit der Welt meiner Kindheit und frühen Jugend zeigt, wie weit ich mich geistig und seelisch davon entfernt und entfremdet habe. Die Gespräche bleiben an der Oberfläche, die Kontakte halbherzig und die Nestwärme aus.

Einen schwierigen Erkenntnisprozess, lange Unterhaltungen mit Außenstehenden und viel Alkohol später steht der Entschluss fest: Es ist Zeit, junge Hunde zu töten (danke, Haruki Murakami, für diese wunderbare Metapher!) und die Familienbande zu kappen. Nur: Wie sag ich es meinen Eltern, dass ich mich von ihnen entfremdet habe, wo ich doch noch nicht mal meinen – mittlerweile Ex – Freundinnen genau und schonend sagen konnte, warum ich ceterum censeo relationem esse delendam, also der Meinung sei, die Beziehung sei zu beenden (frei übersetzt).

Vor meinem inneren Auge laufen mehr Vorstellungen als bei den Filmfestspielen in Cannes, wie nun dieses Kunststück zu bewältigen sei, den eigenen Eltern zu vermitteln, dass man in Zukunft getrennte Wege geht.

Die entschlossene Methode: Man packt alle persönlichen Sachen, die sich noch im elterlichen Haushalt befinden, und karrt sie in die eigene Wohnung. Nachteil: Erfordert logistisches Geschick und eine eigene Wohnung.

Die melodramatische Methode: In einem Schreiduell der Battle Royal-Klasse werfen sich Trennungswilliger und Eltern in einem last Stand die Fetzen um die Ohren, im Zweifelsfall kann das Familienporzellan zerschlagen werden (Uh! Vorsicht! Zweideutig!). Nachteil: Wenn man später auf die Hilfe der Eltern angewiesen ist (z.B. als Kreditgeber für die Wohnung, als Babysitter für das Enkelkind, zum Austauschen von Kochrezepten, etc.).

Die stille Methode: Man sagt und tut gar nichts und hofft darauf, dass die Eltern von selbst darauf kommen, dass man sich entfremdet hat und ihrerseits Schritte setzen. Nachteil: Eltern haben eine gewisse Resistenz, solche Dinge zu erkennen.

Die gesprächsorientierte Methode: Man setzt sich mit den Eltern an einen Tisch und schildert ihnen die Gemütslage inklusive aller Probleme und Problemchen und erklärt ihnen dann, warum die gemeinsame Zukunft eher mager ausschaut. Nachteil: Mit Eltern über Gefühle zu sprechen ist nicht jedermanns Sache.

Überraschenderweise (?) lassen sich sowohl die Grundkonstellation als auch die Lösungsvarianten auf Scheidungs- und sonstige Trennungswillige übertragen, einfach „die Eltern“ durch „den Freund“ / „die Freundin“, bzw. „die Frau“ / „den Mann“ ersetzen.

Und was die Geschichte mit meinen Eltern angeht: Ich fühle mich zur dialogorientierten Variante hingezogen, erstens, weil ich so mit ihnen „Freunde bleiben“ kann, und zweitens somit die Chance auf zukünftiges bekocht Werden weiterlebt.
nunette - 26. Apr, 14:47

"freunde bleiben" würd ich noch mit revolverheld verlinken...

inhaltlich sag ich da nix dazu, hast mich eh gestern erlebt...*snief*

kontaktlinse - 26. Apr, 18:04

unausgelebte hausfrauen-träume

hm. ich bin der radikale typ. also am besten du kippst das kind mit dem bade um, machst ramba-zamba, ziehst zu mir, damit wir endlich unser eheleben leben können, und die kinder die geben wir meinen eltern, weil die mich nämlich rausgeworfen haben, und deshalb von schuldgefühlen gebeutelt werden. und wenn du je zu mir sagst: ach, wir können uns doch an einen tisch setzen, denn eigentlich will ich dich verlassen, erzähle dir aber unfug über "freunde bleiben", einfach, weil es für mich der angenehmste weg ist, dann wirst du mein nudelholz kennenlernen. denn dann ist schluß mit lustig.
also? wann soll ich dich mit der schürze um die hausfrau-hüften, und mit dem fertigen essen erwarten?
bussi linsi

Luxxx - 26. Apr, 20:31

Essen...

ist immer ein guter Grund, um vor die Tür zu gehen. Und du mit Hausfrauenschürze... Yeah!

Hab mit meinem Gespräch ein Beben der Stärke 7,8 nach Richter bewirkt, hab die letzten 3 Tage mit meiner Familie mehr über Gedanken und Gefühle gesprochen als in den drei Jahren davor. Und es zieht Kreise, alle reden miteinander und diskutieren. Zumindest insofern ein Erfolg.
franz_l - 26. Apr, 23:13

habedieehre

hallo grasser cousin,
also erst mal klasse hp, nona was soll ich auch anders erwarten
zweitens, das beben hat man fast bis zu uns gespürt, ich kann ma des so richtig vorstellen, du braver bua du, am fr unterm nussbaum schlafen, und dann am so einen auf heilig machen .... *g*
naja, trotzdem alles gute für deine zukunft, vielleicht können ja auch wir mal einen auf freunde machen, i mein das der kontakt net ganz abreisssssss t
so das waren argumente aus tobracity
lg franz

Luxxx - 26. Apr, 23:24

Nachbeben

Am Freitag hat mir selbst noch das Beben den Boden unter den Füßen weggerissen, am Montag hab ich dann für ein gehöriges Beben gesorgt. Weiß noch nicht, was das für Auswirkungen daheim haben wird.

Jedenfalls, bin jetzt wieder für eine Weile in Wien, eh scho wissen, Diplomprüfung und Zeug. Aber ein Wiedersehn in Tobracity wär schon wieder mal was! Gibts mal wieder ein WWF?

Hasta la Lux!
nunette - 27. Apr, 02:29

"ich bin in hogwarts??"

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