Vielleicht fällts mir ja nur auf, weil ich grad krankheitsbedingt in der Wohnung festsitze: Die diversen Religionsgemeinschaften scheinen so sehr um mein Seelenheil besorgt zu sein, dass sie sich gar bis zu meiner Wohnungstür bemühen.

Den Anfang machte gestern eine Dame aus der Pfarre St. Leopold, die mich zu meinem kürzlich erfolgten Kirchenaustritt befragte: "Was hat Sie denn so an der Kirche erzürnt?" Ich versuchte, ihr in aller Kürze zu erklären, dass es kein anlassbezogener, sondern ein lang reflektierter Austritt war. Ihre Reaktion darauf: "Aber gläubig sind Sie schon noch?" Auf meine Verneinung sagt sie in einem mitleidigen Ton: "Gott wird schon einen Weg zu Ihnen finden."

Heute klingelte es an der Tür, und eine ältere Dame (warum sind eigentlich Frauen immer so aktiv beim Religions-Hausieren?) fragt mich unvermittelt: "Denken Sie, dass Gott in dieser unruhigen Zeit einen Plan für uns hat?" Ja, es ist meine erste Haustür-Anmache durch die Zeugen Jehovas, hurra! Dann drückt sie mit einen Wachtturm mit der Titelgeschichte "Ist mein Glaube stark genug?" in die Hand.

Ich bin schon gespannt, wer morgen an die Tür klopfen wird. Die Buddhisten? Die Juden? Die Siebenten-Tags-Adventisten? Oder doch einfach nur der Postler?